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Ein Jahr Zero Waste - das Ergebnis
2014 - 2015

Landschaft mit viel Wiese, Bäumen und Büschen und blauen Himmel. Text ausdem Bild : 1 Jahr Zero Waste Projekt - kann man ohne Müll leben?

Vor einem Jahr haben wir beschlossen, das Projekt „Zero Waste Familie“ zu starten.

Innerhalb eines Jahres wollten wir herausbekommen, ob es möglich ist für eine (halbwegs ) normale vier-köpfige Familie keinen Müll mehr zu produzieren.

Zero Waste ist eine Utopie, das stand von vorneherein fest.
Aber: einige Persönlichkeiten der Zero Waste Szene wie Amy Kast, Bea Johnson, Autorin des Zero Waste Home oder Lauren Singer, eine 23-jährige New Yorkerin sagen es ist möglich, den Müll auf ein Minimum zu reduzieren. Bea Johnson beispielsweise hat ein Gurkenglas pro Jahr an Restmüll. Lauren Singer füllt seit zwei Jahren ihr Einmachglas und es ist immer noch nicht voll.

Ernsthaft: geht das in Deutschland auch? Auf dem Land? Mit gedeckelten Budget? Mit Kleinkindern? Arbeitet man sich dabei nicht auf? Bedeutet das Job, Familie und keine Freizeit mehr?

Das herauszufinden in einem Jahr war unser Ziel. Wir waren skeptisch, mehr als skeptisch. Abbrechen wollten wir, wenn es überhaupt nicht machbar wäre oder es das Budget gesprengt hätte.

Wir starteten stufenweise, wie in zehn Schritte zum Zero Waste beschrieben.

Schnell konnten wir allerdings unsere Tonne gegen die Kleinste mit 40l tauschen und als sich nach vier Wochen unser Maxi entschloss von heute auf morgen komplett trocken zu werden, wurde es immer weniger. Die ersten Wochen recherchierten wir viel via Internet, Freunde oder Bücher. Wo kann man offen kaufen, im Notfall Produkte verpackt in Recyclingsmaterialien, zu vernünftigen Preisen, was kann man wie ersetzen?

Viel geholfen haben uns „Plastikfrei“- Gruppen im Internet, einige Dinge aus Bea Johnsons Buch und viel regionales Herumschauen und Herumfragen.

Nach drei Monaten hatten wir alle zwei Wochen nicht mal mehr eine handvoll Müll.

Also kam unser Müllkübel weg und die Mülltonne stand leer. Wir mussten nicht mehr daran denken, sie alle zwei Wochen rauszustellen.

Schon praktisch, fanden wir. Und recht einfach. Aber was war mit dem Recyclingmüll? Der wurde doch mehr?

In den ersten Monaten wurde Glas mehr. Glas wird, wenn richtig entsorgt, komplett recycelt, der Deckel zum Teil. Das Metall wird recycelt, die Beschichtung verbrannt, also „energetisch entsorgt“, gleichbedeutend mit: der Rohstoff ist futsch. Also nur eine Notlösung.

Noch dazu ist Einwegglas im Gegensatz zu Mehrweggläsern von der Energiebilanz her ziemlich schlecht.

Das ist auch u.A. eines der Gründe, weshalb bei den 6 Regeln von Zero Waste, recyceln an vorletzter Stelle steht, um einen Rohstoffkreislauf zu erhalten.

Es galt also den Recyclingmüll noch mehr zu reduzieren. Auf Dosen und Tetrapaks konnten wir ohne große Probleme verzichten. Glas haben wir reduzieren können, sowie weitere Metalle und Papier. (lest dazu auch: Warum man auch Papier sparen sollte und 40 Tipps zum Papiersparen im Alltag).

Der Plastikmüll ist eine Sache für sich. Offiziell heißt es, er würde recycelt werden. Aber dem ist genaugenommen nicht so. Deshalb sprechen auch viele vom Downcycling, schließlich kann man aus dem Plastikgrundstoff nur noch einen minderwertigeren Stoff herstellen, wenn überhaupt. Für Recycling müsste es aber möglich sein, einen gleichwertigen Stoff daraus zu produzieren. Probleme bereiten vorallem verschiedene Arten von Kunststoffteilen, die fest miteinander verbunden sind. Sie werden durch Verbrennung zwar energetisch verwertet, allerdings ist der nicht nachwachsende Rohstoff Erdöl weg. Bei der Verbrennng entstehende Giftstoffe werden gefiltert und gelagert. Giftmüll bleibt also.

Ein weiteres Problem sind die vielen verschiedenen Additive, die für die Form, Stabilität, Säureresistenz, Farbe etc, wichtig sind. Diese sind nicht deklariert, meist Firmengeheimnis und es gibt sehr viele davon. Im Gemisch, also wenn man versuchen würde verschiedene Arten von Kunststoffen zu recyceln, wüsste man also nicht, welche genaue Beschaffenheit der neu entstehende Kunststoff haben wird. Aus diesem Grund müssen wir in Bruckmühl beispielsweise einige Kunststoffe am Wertstoffhof unter wachsamen Augen auf verschiedene Container verteilen. Je sortenreiner, also je besser sortiert wird, desto größer ist die Chance bei PP oder PE, dass noch downgecycelt wird und z.B. Blumentöpfe oder Parkbänke daraus entstehen.

Soviel also dazu, dass wir Plastikmüll gerne auf null reduziert hätten. War aber nicht möglich.

Wir haben nun Recyclingmüll etwa einen 20l Eimer (locker, also nicht gepresst gefüllt) pro Monat mit Glas, Metall, Papier und Plastik. 2/5 macht dabei Papier aus (leider viele der unzähligen Malereien der Kinder – aber bitte nicht verraten , alle aufheben geht halt nicht), 1/5 Glas und etwas Metall, der Rest ist Plastikmüll.

Ob wir den Recylingmüll noch mehr reduzieren können, können wir schwer abschätzen. Einiges an Glas wird möglich sein, da wir noch Altlasten haben und wenn die weg sind, wird es weniger. Aber sicherlich nicht null. Plastik könnte weniger werden, wenn wir weniger von außen ins Haus lassen würden und rigoroser beim Ablehnen würden. Aber wieviel wir davon wirklich noch reduzieren würden? – Schwer zu sagen.

Den Großteil schafft man anfangs sehr leicht. Je weniger es wird, desto schwieriger ist es. Hier greift wohl das Paretoprinzip.

 

Hier eine Übersicht, was wir an Plastikmüll noch haben. (Hinweis: das war 2015!!!)

 

Plastikmüll, den wir über das Jahr verteilt immer mal wieder haben:

  • 3-4 Verpackungen im Halbjahr von Gummibärengroßpackungen (selbermachen, ja, aber sehr zeitintensiv)

  • Kontaktlinsen (Alternative theoretisch Brille, aber die Blindschleiche unserer Familie hält das für Einschränkung der Lebensqualität bei 6 Dioptrin, OP ist angedacht, aber noch nicht durchsetzbar)

  • Deokappe

  • Folie von Toilettenpapier im Großpack von Satino (in Europa soll es angeblich verpflichtend sein, Toilettenpapier in Plasitk zu verpacken; und ja, mancheiner kann auch ohne Toilettenpapier leben, aber nicht unbedingt die Gäste, oder?)

  • Austauschköpfe der elektrischen Zahnbürste (wir wollen momentan gerne bei der Ultraschallzahnbürste reinigen, da die laut unserer Zahnärztin weit effektiver arbeiten kann als wenn man von Hand putzt)

  • Medizin, wenn nötig

  • Leuchtmittel (LEDs sind meist nur in Karton + Plastik verpackt oder kennen Sie eine Alternative?)

  • Fahrradschlauch

  • möglicherweise Bastelbedarf oder spezielle Stifte, wenn die Kinder in die Schule kommen

  • Sonnencremetube

  • Restbestände, wenn z.B. mal Sandspielzeug, das wir teiweise auch noch in Plastik haben, kaputt geht etc

  • Geschenke von Bekannten und Verwandten

 

Und in folgenden Fällen würden wir wieder Plastik kaufen, allerdings kommen solche Sachen wohl nicht allzu oft vor:

  • evtl. Planschbecken (die meisten Zinkwannen sind für 3 Kinder zu klein und bei wirklich kleinen Kindern ist die Verletzungsgefahr wie Platzwunden und ausgeschlagener Zahn zu groß)

  • Elektrogeräte

  • Kabel

  • evtl. Lego, dann aber gebraucht

  • Kleidung wie Schuhe oder Regenkleidung, dann aber soweit möglich auch gebraucht

  • Gartenschlauch

  • Falls nicht leihbar spezielle Bücher (teilweise mit Plastik beschichtet!)

  • vielleicht mal ein Gesellschaftsspiel (manchmal sind die Figuren aus Plastik etc.)

Bei diesen zwei Sachen sind wir noch unschlüssig:

  1. Ersatzteil für das Trampolin. Die Abdeckung der Sprungfedern ist löchrig und das ist eine große Verletzungsgefahr. Dieses Jahr haben wir das Trampolin nicht aufgebaut. Die Kinder fragen aber für nächstes Jahr danach und wünschen es sich sehr. Kaufen oder nicht kaufen?

  2. Windeln

    Ab Januar werden wir hoffentlich wieder welche brauchen .

    Wir würden gerne von den Wegwerfwindeln wegkommen und einen Versuch mit waschbaren Alternativen starten. Hoffentlich klappt das. Wir haben Bedenken, zugegebenermaßen, wollen es aber wagen. Moderne Hightechstoffwindeln kann man zwar lange hernehmen, aber wenn sie kaputt sind, bleibt wohl nur Verbrennen (PU etc.). Es gibt sie auch aus biologisch abbaubaren Naturmaterialien, aber dazu raten nicht allzu viele.

 

So, das war ein Einblick in unseren Plastik-Müll und bzw. vielleicht zukünftigen.

Pro Monat ist es zum Glück nicht allzu viel. Aber wenn man sich die Liste ansieht, finden wir, kommt doch einiges zusammen....

Zurück zum Restmüll: Unser Restmüll beläuft sich auf ein Gurkenglas seit Januar und einen Staubsaugerbeutel, den wir seit zwei Tagen in der Mülltonne liegen haben und drei Kübel Bauschutt durch Fliesen, der beim Wertstoffhof gelandet ist. Grund sind die Renovierungsarbeiten (leider notwendig) in unserem Gäste- WC. Beim Abschleifen des Bodens war an die ausgeliehene Maschine ein Baustaubsauger angeschlossen, um den Feinstaub weitestgehend zu vermeiden.

Das ist zwar kein alltäglicher Müll, aber wir behaupten nach einem Jahr Projekt, dass der alltägliche Müll sehr reduziert werden kann, je nach Lebensumstand, aber komplett müllfrei bleibt utopisch.

Je nach Lebenssituation kann es möglich sein, den Rest- und Recyclingmüll sehr deutlich zu reduzieren -

und das, ohne aus der Gesellschaft auszusteigen, sich zu verschulden oder keine Zeit mehr zu haben, weil man alles selbstmacht. Es muss machbar sein, denn sonst bleibt man nicht dabei.
Es hat sich für uns auf alle Fälle gelohnt. Wir haben nach anfänglicher Recherchearbeit nun nur selten etwas nachzusehen. Der Alltag ist umgestellt. Wir haben ausgemistet. Wir konsumieren weitestgehend nur das Wichtigste. Das macht Platz, frei und wir haben mehr Zeit. Wir müssen seltener und weniger einkaufen. Das spart auch Geld. Geld, das wir zurücklegen hätten können, hätte nicht der Spülkasten den Geist aufgegeben. Tja. So haben wir wenigstens nicht unser Erspartes angefasst und das ist auch prima. 
Und wir machen weiter: es lohnt sich, es hat Spaß gemacht, wir sind zufriedener.

In diesem Jahr haben wir einige Themen rund um Zero Waste gebloggt (Politisches, Nachdenkliches, Tipps, Rezepte) und erweitern nun immerwieder den Reiter Tipps in der Navigation - auch in nächster Zeit. Wir wollen zeigen, dass man eine Menge an Müll einsparen kann und wie das gehen kann.

Wenn Sie ein wichtiges Thema haben, das Sie gerne beantwortet hätten oder über das wir unbedingt demnächst schreiben sollen, dann schreiben Sie uns oder kommentieren Sie. Wir werden unser Bestes geben, möglichst bald zu antworten oder zu schreiben.

Dieser Blog soll ein Austausch und ein helfendes Netzwerk sein – eben eine Zero Waste Familie. Danke an diese Stelle an alle, die uns unterstützt haben, die uns weitergeholfen haben und danke, dass wir durch dieses Projekt liebe Menschen und tolle Freunde finden durften. Danke!  

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