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Bilanz nach 6 Monaten

Halbzeit beim Zero Waste Projekt!

Mensch, die Zeit verrinnt und wir haben das Gefühl, noch so viel vor uns zu haben!

Fast jeden Tag kommt eine Kleinigkeit hinzu, die uns mehr auf den Weg zum Zero Waste Lifestyle bringt.

Es ist ganz klar: Zero Waste ist ein Prozess!

geflochtener Korb mit Gemüse: Lauch, Fenchel, Salate, Zwiebeln, Pastinaken, Paprika, Chili, Karotten und Kohlrabi

Zero Waste ist ein Prozess

Das klappt nicht von heute auf morgen!

Sollte man alles aus dem Haus verbannen, um Zero Waste zu leben? Sollte man alle nicht recyclingfähigen Sachen wegwerfen, genauso wie Vorräte, die in Wegwerfverpackungen stecken? Nein, das wäre noch mehr Müll und Verschwendung, haben wir entschieden und das Pferd von hinten aufgezäumt.

Wir wollten wissen, wieviel wir in einem Jahr schaffen, wo Schluss ist und welche Unwegbarkeiten dabei auf uns zukommen. Zero Waste ist schließlich eine Utopie, der man kaum gerecht werden kann. Wie streng man die Maßstäbe ansetzt, ist individuell.

Zwischen Verschwendung und die eigene Existenz in Frage stellen - irgendwo dazwischen muss man einen Punkt setzen.

Bei diesem Gedankenbeispiel sieht man die beiden Extreme ganz gut:

Man kann Dinge schenken, im Übermaß, unnötige, maßvoll, wenig, Dinge, die nötig  sind. Aber statt Dingen könnte man auch Unternehmungen, Wissen oder Zeit verschenken. Das würde weniger Müll machen, oder? Unternehmungen können allerdings auch Reisen sein, die insgesamt mehr Müll (CO²) emittieren als ein Besuch in einem nahegelegenen Freizeitpark. Ein Flug nach Mauritius ist von Deutschland eigentlich eine der größten Umweltsünden, die man noch legal, also ungestraft, machen darf.  Bei Reisen entsteht mehr Müll, als wenn man nur etwas regional unternimmt (Wandern, eine Ausstellung besuchen). Wenn es nicht so weit entfernt ist, braucht man kein Auto, vielleicht kann man sogar statt einem öffentlichen Verkehrsmittel das Fahrrad nehmen. Ein Fahrrad muss allerdings auch hergestellt werden, also ist zu Fuß gehen noch besser. 

Was schenkt man dann, um einen möglichst geringen Fußabdruck zu haben? 

Dem Neffen ein kleines Fußballtraining auf der großen Wiese nebenan, bei dem er alle Tricks lernt, die man selbst kann? Aber nicht den Ball vergessen! U­m den Ball zu produzieren braucht es auch Ressourcen. Also nur ein Essen? Aber dann bitte nur wenig, regional und möglichst rohvegan. Aber auch essen ist Konsum und braucht CO². Das stellt die Existenz des Menschen in Frage. Darf man dann also gar nichts mehr?

Irgendwo muss man aber einen Punkt setzen und für sich selber entscheiden, wann es einem zu viel ist, zu einschränkend oder extrem wird. Ganz individuell und von Lebenssituation zu Lebenssituation. Wir haben uns am Anfang unseres Projekt bewusst nicht festgelegt. Wir wollten es auf uns zu kommen lassen, wo die Grenzen sind. Wenn man es nicht ausprobiert hat, weiß man nicht, wo man selbst die Grenzen zieht. Es ist eben ein Prozess.

Noch bevor wir das Projekt begonnen haben, versuchten wir Müll zu reduzieren. Kaum Rest- und Recyclingmüll zu haben kam uns allerdings utopisch vor. Ja, schon fast extrem. Das lag daran, dass wir gar nicht wussten:

Ist Zero Waste überhaupt möglich? Wo soll ich anfangen? 

Bei der Verpackung, beim Essen, beim Autofahren, beim Konsumieren, beim Recyceln?

Heute wissen wir: Egal, hauptsache man fängt an.

Wie man es angehen kann, haben wir in „zehn Schritte zum Zero Waste Lifestyle“ zusammengefasst.

Müllvermeiden: Abfall nach zwei Monaten - Müllglas

Mittlerweile ist es so, dass wir in den vergangenen zwei Monaten nicht einmal ein Gurkenglas bis zur Hälfte mit Restmüll gefüllt haben. Unser Recyclingmüll ist viel weniger geworden. Wir haben alle zwei Wochen einen kleinen Kübel mit Wertstoffen. Und das wird noch weniger, denn wir brauchen noch Sachen auf, die aus der Zeit vor unserem Projekt stammen.

Anfangs war es viel Recherche, nun haben wir insgesamt mehr Zeit, auch wenn wir unser Zahnpulver (statt Zahnpasta) selbst machen, Essig ansetzen, täglich frisch kochen und Kekse und Kuchen backen, da es das glutenfrei (Zöliakie) nur in viel Verpackung gibt. Auch machen wir unser Waschpulver meist selbst und rühren seit neuesten den Kleber zum Basteln mit Wasser und Stärke an.

Wir leben vermutlich gesünder, da wir mehr Bio und hochwertigere Produkte kaufen und viele schadstoffhaltige Dinge aus unserem Haus verbannt haben. Der Geldbeutel hat erstaunlicherweise nicht gelitten. Hätte er auch gar nicht können, immerhin ist das Budget gedeckelt. Wir hätten das Projekt eher noch abbrechen müssen. Es gibt tatsächlich Sparpotential durch Zero Waste, was man anderer Stelle, also z.B. für teurere Bioprodukte wieder ausgeben kann.

Wir haben sogar einige Sachen ersetzt, deren Anschaffung wir finanzieren mussten.

Vorratsgläser und Behältnisse zum Beispiel. Dazu haben wir unsere Plastiksachen peu a peu verkauft. Man glaubt gar nicht, wie viel man hat! Damit haben wir unsere Gläser finanziert, die nun u.a. unsere Verpackung beim Einkaufen sind, in denen wir Dinge aufbewahren und einmachen und in denen wir im Übrigen auch einfrieren. Ja, das klappt!

Zero Waste Symbol: Einmachgläser in verschiedenen Größen gefüllt mit Nüssen, Erbsen, Nudeln, Zucker und roter Gemüsebrühe

Im Sommer und Herbst bekamen wir sie nicht gebraucht (schlechtes Timing zur Erntezeit), so dass wir sie größtenteils neu gekauft haben. Dabei haben wir sogar plus gemacht. Erst vor zwei Wochen haben wir endlich in unserer Gegend noch einige gebraucht bekommen. Die Kinder nehmen in den Kindergarten oder ins Turnen ihre Brotzeit in einer Edelstahlbox mit. Sie achten auf sie, wie auf ihren Augapfel, weil sie so schön glänzt.

Kind macht Brotzeit an einem Holztisch. Hier steht eine kleine braune Flasche mit Schraubverschluss und eine Edelstahldose mit Deckel. In der Dose sind grüne Trauben.

Taschentücher ersetzen wir seit einigen Wochen durch Stofftaschentücher, die wir aus alten Stoffen selbst gemacht haben. Daraus entstanden auch Lappen oder Einkaufstaschen. Schließlich sollten auch die kleinen Plastik- oder Papiertüten für Nüsse, Pilze, Trauben oder Zwetschgen vermieden werden.
Alu- oder Frischhaltefolie haben wir in unserem Haushalt nicht mehr. Auf eine Schüssel kommt ein Teller statt einer Folie. Der Käse ist in einem alten Kinderlätzchen aus Mull eingewickelt und hält bestens.

Zewas gibt es es auch nicht mehr, stattdessen kommt ein Lappen zum Einsatz, der dann gewaschen wird. Wir waschen auch weniger, statt mehr und das obwohl sich der Kleine gestern vier mal so eingesaut hat, (ja das ist der passende Ausdruck) dass er komplett umgezogen werden musste. Sie wollen nicht wissen, wie er das geschafft hat!! Aber das war hoffentlich auch ein Höhepunkt!
Statt Shampoo verwenden wir Seife oder Shampoobars, zum Rasieren einen Rasierhobel, After Shave wird selbst gemacht, sowie einige Produkte in der Küche, bei denen wir Geld sparen: Vanillinzucker, Sojamilch, Kaba, Orangenaroma oder Knuspermüsli.
Dabei sind wir auch auf die Nase gefallen: die Rasiercreme funktionierte gar nicht, das Deo in zwei Varianten war ebenfalls ein Reinfall und die Sache ist immer noch ungelöst, genauso die Frage, was wir als Klebeband verwenden.

Wir haben keine Bücher und Zeitschriften mehr gekauft. Allerdings heißt das nicht, dass wir weniger lesen. Wir leihen sie aus und lesen online. Vor allem für die Mutter unserer Familie war das eine Umgewöhnung nun digital zu lesen.

CDs und DVDs kamen auch nicht mehr ins Haus. Im Gegenteil, viele verließen es (verkauft und verschenkt). Die Kinder leihen sich in der Bücherei ihre Hörspiele aus, Filme sind dort ebenso zu finden. Wir Erwachsenen hören nicht mehr im Hintergrund Musik, sondern wenn dann gezielt und mit Genuss. Neuere Sachen, die die Bücherei nicht hat, digital.

Wir Erwachsenen schauen nicht mehr fern, sondern nur noch DVD. Im Keller steht jetzt unser Fernseher und dort haben wir keinen Empfang. Im Monat sehen wir uns höchstens insgesamt 5 Stunden mal eine DVD an. Das ist für uns keine Einschränkung. Und auch die Angst, nicht mehr up to date zu sein, ist unbegründet. Wir lesen gezielt Nachrichten. Diese gibt es auch in bewegter Form digital. Wir sind nun nicht mehr unter Druck abends endlich fertig zu werden, wenn unsere Lieblingssendung ohne uns anfängt. Beim Anblick des Fernsehers ärgert es uns nicht mehr, dass wir sie verpasst haben. Es ist ja aus den Augen, aus dem Sinn. Das tut uns gut. Wir reden mehr miteinander, lassen uns mehr Zeit bei unseren abendlichen Tätigkeiten: Essen machen, gemeinsam auf dem Sofa kuscheln, vorlesen, Kinder ins Bett bringen. Es findet sich nun Zeit zu recherchieren, Dinge herzustellen, sich Wissen anzueignen oder einfach nur zu entspannen. Das möchten wir nicht mehr missen.

Unser Projekt hat uns zufriedener gemacht und das, obwohl wir uns nun viel mehr kleine Ziele setzen, die wir gerne erreichen möchten.

Wir wollen dieses Jahr einen Weg finden, um einen Totalausfall an Zucchini, Gurken, Kürbis, Salat und Bohnen vorzubeugen. Schuld waren letztes Jahr die Schnecken, die trotz Absammelns sich über sämtliche Pflanzen hergemacht haben. Von Teilen hatten die noch nie etwas gehört! Aber dieses Jahr wird geteilt! Wir wollen unseren Ernteertrag im Garten steigern und das ohne Einsatz von Chemie! Unser Garten ist sehr klein, aber wir wollen ihn nun effektiver nutzen. Und vielleicht wachsen demnächst auch Paprika und Karotten bei uns, die bislang noch nie bei uns gedeihen wollten.

Wir möchten zudem weniger Essen wegwerfen und noch besser Reste verwerten als bislang! Tolle Rezepte dürfen Sie uns gerne schicken!

Außerdem wollen wir noch mehr auf das Auto verzichten.

Plastik soll noch mehr aus unserem Haus und Garten verschwinden.

Und währenddessen wollen wir auch noch das Leben genießen.

Carpe diem!

Text: ZeroWastefamilie 2015

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