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Bilanz nach 9 Monaten
- die vielen Kleinigkeiten -

Unser Projekt läuft nun schon ein dreiviertel Jahr.

Seit Januar 2015 haben wir es geschafft, nur noch diesen Restmüll zu produzieren:

Es ist ein ca. 20cm hohes Gurkenglas, was nun als unser „Mülleimer“ herhalten muss. Das meiste darin sind Pflaster und Aufkleber.

Der Recyclingmüll wurde auch extrem reduziert. Wir hatten anfangs jede Woche, jede eineinhalb Wochen einen Kofferraum voll.

Jetzt haben wir nur noch alle zwei Wochen einen 20l Kübel mit Recyclingmüll zu entsorgen.

Mittlerweile sind auch die Medien auf uns aufmerksam geworden. Der Radiosender Bayern 2 begleitet uns bis zum Ende des Projekts und brachte schon zwei Beiträge über uns, Radio Charivari und Galaxy waren bei uns, die Pressewoche interviewte uns und das Bayerische Fernsehen war da. Man sieht daran, mit möglichst wenig Müll zu leben ist offensichtlich ungewöhnlich, so dass sogar die Medien Interesse haben. Aber uns kommt es gar nicht so vor. Anfangs dachten wir auch, dass das ungewöhnlich, kompliziert und teuer ist, aber mittlerweile wissen wir, das ist es nicht. Ist es ungewöhnlich etwas für die Umwelt zu tun? Sollte das nicht normal sein?

Wir finden: Es ist nicht ungewöhnlich, sondern praktisch.

Vergessen, die Mülltonne rauszustellen? Kein Problem, eh leer.

Das Spülmittel ist ausgegangen? Keine Schuhcreme zu hause? Kein Problem, wir wissen uns nun mit einfachen Mitteln zu helfen. Wir wissen mittlerweile mehr und verwerten mehr. Das Spülmittel haben wir aus Kartoffelschalen und heißem Wasser selbst gemacht. Klappt wunderbar. Als Schuhcreme nutzten wir Bananenschalen. Klingt seltsam? Klappt aber prima!

Ist Zero Waste also auch Bildung?

Seit einem halben Jahr geht es bei uns vorallem darum, wie wir die Kleinigkeiten managen, die Müll machen. Hier einige Beispiele:

 

Hefe:
Die Trockenhefe ging aus. Zu kaufen gibt es sie in Plastik verpackt zu je drei kleinen beschichteten Papiertütchen. Restmüll. Frische Hefe fanden wir auch nur in nicht recycelbaren oder nur schwer recycelbaren beschichteten Papier. Lösung war: Frischhefe vom Bäcker direkt ins mitgebrachte Glas. Die bekommen ihre Hefe in großen Mehrweg-Plastikschalen. So ist es zumindest bei unserem Bäcker, der wirklich noch sein eigenes Brot herstellt.

 

Backpulver:

Backpulver bekommt man ähnlich zu kaufen, wie Hefe. Beschichtete Papiertütchen mit Plastikfolie. Dabei kann man es einfach selbst machen. Wir haben Natron (auch Backsoda, amerikanisches Soda genannt) immer zuhause. Das nehmen wir als Wasserenthärter für die Waschmaschine, zum herstellen für Spülmittel, Spülmaschinenpulver, Waschmittel oder zum Putzen, gelegentlich als Zahnpulverzusatz oder als Badezusatz für ein Entspannungsbad (nach dem man auch tatsächlich entspannt ist und danach gut schlafen kann). Kurz: wir haben es eh zuhause. Wir haben es in Lebensmittelqaulität in einem großen Papiersack gekauft. Zu Natron braucht man nur noch eine Säure: z.B. Zitronensäure, Weinsteinsäure (Apotheke direkt ins Glas), Zitronensaft, Essig oder auch einfach Apfelmus oder Apfelsaft. 1 gestrichener Tl Natron + 1 Tl Säure. Danach zischt es ein wenig. So soll es sein. Hinterher hat man keinen Seifengeschmack vom Natron und es schmeckt auch nicht sauer nach z.B. Essig.

 

Entkalker:

Wir leben an den Alpen und unser Wasser ist sehr hart. Deshalb müssen einige Elektrogeräte regelmäßig entkalkt werden. Wir nehmen Bio-Zitronensäure, gekauft in einem Großpack von 3kg in Papier in Lebensmittelqualität.

Damit kann man die Wasch-, Kaffee- oder Spülmaschine prima entkalken.

Oder auch den Wasserkocher. 2-3 EL Zitronensäure reichen aus, gibt die in die Maschine und lässt sie laufen. Beim Wasserkocher gibt man einen halben Liter Wasser dazu. Das Zitronensäurewasser vom Wasserkocher kann man hinterher zum Putzen vom Bad und Toilette verwenden. Man hat also gleich ein Putzmittel. Oder aber man stellt daraus den eigenen Klarspüler für die Spülmaschine her.

 

Klarspüler für die Spülmaschine:

Bekommen wir nur in einer Einweg-Plastikflasche.

Also verwenden wir einen Viertel Liter Alkohol (eine günstige Spirituose tut es leicht) und einen Viertelliter Zitronensäurewasser. Wir nehmen es vom Entkalken vom Wasserkocher. Die beiden Zutaten geben wir in eine Flasche und lagern sie kindersicher. Hat sich bewährt. So schön einfach!


Putzmittel:
Wir kaufen keine herkömmlichen Putzmittel mehr, was nicht heißt, dass es bei uns dreckig ist. Wir putzen vielmehr mit Zitronensäure, Natron, Seife oder Essig.
Essig stellen wir aus Schalen und Kerngehäusen von Äpfel selbst her. Geht ganz einfach. (Rezept).
Zitronensäure nehmen wir, wie erwähnt zum Entkalken oder Badputzen. Kalk bekommt man damit sehr gut weg. Man kann das Zitronensäurepulver auch direkt auf die verkalkten Stellen geben, einwirken lassen und abbürsten.

Toilettenbürste:
Wir nehmen keine aus Plastik her, sondern aus Holz und Naturfasern, da Plastik meist nur downgecycelt statt recycelt wird und manchmal auch nur verbrannt wird. Dabei werden nicht nachwachsende Ressourcen vergeudet.
Wichtiger als bei Plastikbürsten ist dabei aber, dass die Toilettenbürste aus Naturmaterialien vernünftig abtrocknen kann, da es sonst zu Schimmel kommt.

Kaba:
Die Kinder lieben ihn. Wir bekamen ihn nur verpackt und das in Plastik. Dabei ist er in einer Minute selbst gemacht aus Zucker und Kakao, den man im Karton und fair gehandelt bekommt. Dabei spart man nicht nur Müll, sondern auch Geld. (Mehr dazu)


 

Peeling:

Unreine Haut? Verpackungsfrei? Kein Problem. Wir nehmen Kaffeesatz oder Salz her.

 

Staubsaugerbeutel:

Als Bayern 2 den ersten Beitrag über uns machte, kam hinterher ein Interview mit einem Mann, der meinte, dass müllfrei leben, so wie wir es tun, durchaus möglich sei, aber so wenig Restmüll zu haben, dass es in ein Gurkenglas ginge, klappe kaum. Schließlich müsse man ja auch die Staubsaugerbeutel bedenken.

Aaalso: Wir besitzen unseren Staubsauger zwar noch, benutzen ihn momentan aber nicht mehr. Das geht, weil wir keinen Teppichboden bei uns verlegt haben, da der Papa unserer Familie mit Hausstaub auf Kriegsfuß steht. Wir nutzen einen Holzbesen mit Naturfaserborsten, der nach seinem Ableben verschürt oder kompostiert werden kann. Staubsaugerbeutel braucht der nicht. Der Staub an sich ist kompostierbar.

Wir haben zwei kleine Vorleger, die auf der Wiese per Hand ausgebeutelt werden können. Und machen Sie doch mal den Test: Saugen Sie ihn ab und beuteln Sie ihn hinterher aus. Sie werden sehen, da kommt noch eine Menge Staub raus. Also kann man ihn ja gleich ausklopfen.

 

Zahnpasta:
Wir nutzen Zahnpulver und Zahntabletten und sparen uns so eine Menge Tuben ein. Das ist konzentrierter, da ja keine Flüssigkeit enthalten ist, und somit ergiebiger. (Mehr dazu)

 

Shampoo:

Wir nutzen Shampoobars von Sauberkunst oder der Natur-Seifenmanufaktur Uckermark. Da auch hier wieder keine Flüssigkeit enthalten ist und somit in konzentrierter Form vorliegt, ist auch das sehr ergiebig. Ergiebiger als die flüssigen Shampoos in Plastikbehältern. Die Seifen bestellen wir in einer Sammelbestellung und auf Vorrat (gehen ja nicht kaputt) und kommen in einem kleinen Karton an. Mittlerweile habe ich gesehen, dass unser Bioladen vor Ort auch Shampoobars verkauft, allerdings in Plastik verpackt. Trotzallem ist das auch eine Alternative, da man im Vergleich zum Flüssigshampoo weniger Verpackung hat und es um ein Vielfaches länger hält.

Man kann aber auch eine gute Seife zum Haarewaschen verwenden und hinterher mit einer sauren Rinse nachspülen. Das kann z.B. Zitronensaft oder Essig sein. Für uns ist Essig nichts, weil uns der Geruch nicht so zusagt.

Wenn man die Seife gut aufbewahrt hält sie sehr lange. Wir geben sie in einen Waschlappen und lassen sie darin trocknen. Und die Seifenrückstände im Waschlappen werden gleich weiter zum Waschen verwendet .

 

Feuchttücher:

Waschlappen 

 

Dünger:

Wir nehmen Bokashi oder Kompost her. Außerdem entsteht über unseren Bokashieimer ein Flüssigdünger, der wirklich prima funktioniert. Beweis: die Rosen haben noch nie so geblüht:

 

Rohrreiniger:

Entnehmen wir dem Bokashikompostkübel. (Mehr dazu)

 

Taschentücher:

Benutzte Papiertaschentücher gehören nichts ins Altpapier, sondern in den Restmüll oder auf den Kompost. Wir nutzen waschbare Stofftaschentücher, die die Mama selbst genäht hat. (Mehr dazu). Denn auch die Taschentücher müssen unter Energie- und Rohstoffaufwand hergestellt werden. Die Menge an Altpapier reicht für den weltweiten Bedarf an Papier leider nicht aus. (siehe auch: die bifa Umweltinstitut GmbH stuft Holz als versorgungskritisch ein).

Klar, braucht man auch Waschmittel. Nutzt man ein abbaubares oder Kastanienwaschmittel oder einen Waschball kann man die Energiebilanz der wiederverwendbaren (Reusing, eine Säule von Zero Waste) noch einmal im Vergleich zu Papiertaschentüchern verbessern.

 

Das sind nur ein paar Punkte, bei denen wir Müll einsparen. Auf unserem Blog werden wir auch weiterhin einige Ideen zur Müllreduzierung einbringen.

Und falls Sie noch tolle Ideen habt, freuen wir uns natürlich, wenn Sie uns schreiben

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