So gelangt Müll in die Umwelt - Teil 2
Allein 35% des Mikroplastiks in den Meeren stammt von synthetischer Kleidung.
Also Klamotten, die z.B. aus Polyamid oder Polyester bestehen.
Viele denken, das meiste würde aus der Industrie stammen.
Stimmt aber laut einer Studie der International Union for Conservation of Nature (IUCN) nicht.
77% fallen dabei auf private Haushalte zurück, also auf uns.
Beim Waschen lösen sich aus den Textilien pro Waschgang bis zu 13 Millionen Fasern. (5)
Das passiert bei Naturfasern, aber noch viel stärker bei Kunstfasern wie Polyester.
Das Problem bei Kunstfasern ist aber, dass sie i.d.R. nicht abbaubar sind und sich somit als Mikroplastik in der Umwelt anreichern.
Bis 2050 sollen sogar noch mehr Mikroplastikfasern in unseren Gewässern landen.
Das schätzt ein Report der Ellen MacArthur Foundation von 2017. (4)
Die Forschenden gehen von 70.000 Tonnen pro Jahr aus.
Das entspricht 400 Millionen T-Shirts aus Polyester, die man pulverisiert einfach ins Meer schütten würde.
Im Endeffekt wäre das mehr Mikroplastik als Fische im Meer.
Noch mehr Mikroplastik durch Klamotten gelangt nur noch durch einen Ablufttrockner in die Umwelt.
Pro Jahr können das 60-90 Millionen Mikroplastikpartikel sein. (2)
Trocknet ihr also ein Kilo Kunstfaserklamotten, entstehen so zwischen 200 mg und 300mg Mikroplastik.
Das könntet ihr z.B. einatmen.
Eine Studie von 2023 hat gezeigt, dass wir pro Stunde 16.2 Plastikpartikel einatmen.
In der Woche kommt ihr damit auf eine ganze Kreditkarte. (3)
Was es dort auslöst, kann man nur ansatzweise. Beispiel: Mikroplastikteilchen in der Luft können die Atmung beeinträchtigen und zu Zellveränderungen in der Lunge (1) bzw. zu negativen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit bis hin zur Lungenkrankheit COPD haben.
Was kann man also tun?
Setzt auf Naturfasern und versucht nicht abbaubare Kunstfasern zu vermeiden.
Beispiele für Naturfasern:
👉 Baumwolle,
👉 Hanf,
👉 Seide (bei Peace Silk dürfen die Raupen wenigstens weiterleben),
👉 Leinen oder
👉 Wolle oder
👉sogenannte Regeneratfasern aus. Das sind Chemiefasern aus natürlichen Polymeren. Das sind z.B. Modal oder Lyocell - Tencel ™ von Lenzing.
Es gibt sogar Alternativen für Fleece z.B. Baumwoll- und Wollflies. Diese findet man bis dato nur bei ökologisch orientierten Händlern und selten im konventionellen Kaufhaus. Schritt für Schritt könnt ihr eure Klamotten aus Kunststoff gegen natürliche Materialien aus. Denn letztendlich sondert jede Plastikkleidung (Polyester, Polyamid etc.) beim Waschen und im Trockner Mikroplastik ab. Fleece und Flausch - Teile allerdings besonders stark.
Das soll übrigens kein Freifahrtsschein für ausschweifenden Klamottenkonsum sein, wenn die Kleidung auf Naturfasern besteht.
Denn auch bei diesen Fasern gilt: sie haben einen großen Fußabdruck.
1 kg Klamotten braucht in der Herstellung ca. 1 kg Chemikalien. Deshalb konsumiert bitte nur so viel, wie ihr braucht. Tragt Klamotten so lange, wie es geht. Setzt auf Second Hand.
Worauf achtet ihr bei Klamotten? Schreibt gerne in die Kommentare!
Dies war übrigens Teil 2 der Reihe "So gelangt Müll in die Umwelt". Teil 1 findet ihr hier.
Wenn Ihr Fragen dazu habt, schreibt gerne unten in die Kommentare! Habt ihr schon einmal Baumwollvlies probiert? Oder Handwolle?
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1) (Exposure of Human Lung Cells to Polystyrene Microplastics Significantly Retards Cell Proliferation and Triggers Morphological Changes
Goodman, Kerestin E.; Hare, Joan T.; Khamis, Zahraa I.; Hua, Timothy; Sang, Qing-Xiang Amy
Chemical Research in Toxicology (2021), 34 (4), 1069-1081CODEN: CRTOEC; ISSN:0893-228X. (American Chemical Society)
2.) (Quelle: Environ. Sci. Technol. Lett.2022, 9, 2, 120–126, Microfibers Released into the Air from a Household Tumble Dryer)
3. "How microplastics are transported and deposited in realistic upper airways?" (2023), Mohammad S.Islam, Md. Mizanur Rahman, Hamidreza Mortazavy Beni, Md. Ariful Islam, Puchanee Larpruenrudee, YuanTongGu,6 Akbar Arsalanloo, and Emilie Saure
(4) More Plastic than Fish in the Sea by 2050. In The New Plastics Economy: Rethinking the Future of Plastics; Ellen MacArthur Foundation, 2017. (33) Grbic, J.; Helm
(5) Sillanpää, M.; Sainio, P. Release of Polyester and Cotton Fibers from Textiles in Machine Washings. Environ. Sci. Pollut. Res. 2017, 24 (23), 19313−19321.
Ehrlich gesagt habe ich nicht mit so viel Mikroplastik gerechnet. Millionen ? Wahnsinn!