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Wasserkocher - ja oder nein?

Wir haben einen Teekessel und das ist in unserem Fall genauso ökologisch

Weißer Teekessel mit Edelstahl und Emaille auf einer ca. 4cm dicken Baumscheibe, die als Untersetzer dient. Daneben eine handgefertigte Keramiktasse in weiß und grau

Was habt ihr eigentlich für einen Wasserkocher? Das werden wir ganz oft gefragt.

Ehrlich gesagt haben wir keinen mehr. Wir haben nun einen pfeifenden Wasserkesssel.

Kocht das Wasser, pfeift er laut! Kein Plastik, keine extra-Elektronik.

Ein Wasserkocher gilt als energieeffizienter im Vergleich zu einem Kochtopf auf dem Herd.

ABER das gilt nicht unbedingt, wenn man einen Induktions- oder Gasherd hat. Es gibt viele Vergleichstest mit ähnlichem Ergebnis: hat man einen Induktionsherd und nutzt einen Kochtopf ist das fast oder sogar gleich gut in Bezug auf den Energieverbrauch. Die Werte schwanken etwas je nach Energieverbrauch der einzelnen Geräte. Wir haben seit einigen Jahren einen Induktionsherd....

Theoretisch würde ein Kochtopf mit Deckel ausreichen. Wir wollten aber gerne eine Signal. Denn je länger es kocht, desto schlechter ist der Energieverbrauch im Vergleich zum Wasserkocher, der sich selbst abschaltet. Das hat zudem den Vorteil, dass das Wasser nicht versehentlich unbemerkt überkochen kann und eines der Kinder gefährdet. Klar, sind wir beim Kochen mit dabei. Aber in der früh mit Baby, Fertigmachen für Kindergarten, Schule und Arbeit kann es einfach auch mal hektischer zugehen. Nicht dass dann der Kochtopf vergessen wird, weil das volle Wasserglas in Scherben am Boden liegt, und im blödesten Fall verbrüht sich eines der Kinder am an den Herd herunterlaufenden kochenden Wasser. Das ist reines Sicherheitsdenken. Möglicherweise übertrieben. Aber aus diesem Grund haben wir nicht einfach einen Topf mit Deckel weiterverwendet, was noch optimaler gewesen wäre.

Unser letzter Wasserkocher war trotz regelmäßigen Entkalkens nach vier Jahren kaputt. Nicht zu reparieren. Es ist nicht unser erster Wasserkocher gewesen, der nach ein paar Jahren entsorgt werden musste. Billig produzierte Teile, die nicht lange halten, wollten wir nicht mehr. Beim Wasserkocher bekommt man nicht einmal Ersatzteile und falls seltenerweise doch, dann nur sehr teuer, so dass sich ein neuer lohnt. Reparaturkosten seien hier einmal nicht erwähnt, wenn man kostenlos ein Repair-Cafe nutzen kann. Das gibt es mittlerweile echt in unheimlich vielen Städten und sogar Marktgemeinden, wie bei uns in Bruckmühl. Eine Liste, wo Sie eines finden und eine Reportage, wie das dort abläuft, finden Sie hier.

Die Lebensdauer eines Wasserkochers beläuft sich durchschnittlich bei einem hochwertigen! Wasserkocher auf 5 Jahre. (Einen hochwertigen Wasserkocher erkennt man übrigens nicht am Preis). Diese 5 Jahre Lebensdauer werden auch für Studien z.B. Umweltbundesamt, Ökoinstitut als Grundlage genommen. Sie basieren wohl meist auf der konservativen Einschätzung von Sweatman Gertsakis 1997 und werden offensichtlich noch als aktuell eingestuft. Die Lebensdauer eines Wasserkochers hat man für einen 2 Personen Haushalt errechnet. Wenn also ein Wasserkocher kürzer oder länger hält, kann das statistisch passend sein. Es ist ja ein Durchschnitt und da gibt es Ausreißer nach oben und unten. Benutzt man den Wasserkocher zudem häufiger als die angenommenen 3000ml pro Tag, ist auch die kürzere Lebensdauer nicht verwunderlich. Trotzdem sind mir fünf Jahre im Durchschnitt zu wenig.

Beim Wasserkessel/Kochtopf kann nur sehr wenig kaputt gehen. Außerdem ist unser Exemplar komplett recycelbar.

Wir haben uns gegen einen weiteren Elektronikartikel in unserem Haushalt entschieden. Unsere Gründe waren Folgendes:

Es sollte recycelbar sein.

Damit ist kein Downcycling oder Verbrennen gemeint. Die Heizwertklausel stellt Recycling und Verbrennen immer noch gleich. Obwohl Recycling ganz klar definiert wurde, dass man mit Hilfe von Energie der Ausgangsstoff gleichwertig hergestellt werden kann. Beim Verbrennen geht der Wertstoff (Erdöl) verloren. Sind Stoffe außerdem fest miteinander verbunden, geht es oft nicht anders als dass man das Plastik verbrennt, um an das Metall zu kommen. Elektroschrott muss meist per Hand zerlegt werden, um an kostbare Wertstoffe, wie Metalle zu kommen. Das ist teuer und wird nicht immer gemacht. In Studien zur Energiebilanz geht man davon aus, dass der Wasserkocher aus 1kg Material zusammengesetzt ist: Polypropylengehäuse, Keramikheizelement, Edelstahlbodenplatte und PVC - kabel und das würde dann verbrannt und recycelt werden. Die Kunststoffanteile werden aber in der Regel nicht recycelt.

Elektroschrott wird Schätzungen zufolge bis zu 80% von den Industrieländern in Schwellen- und Entwicklungsländer exportiert. (Stand 2018)

Hier entstehen dadurch illegale Müllhalden, Umwelt- und Gesundheitsprobleme. Das Plastik wird ohne Schutz und Filter teilweise von Kindern verbrannt, um an die kostbaren Wertstoffe zu kommen. Das läuft leider auch unter Recycling. Das nur ganz knapp erwähnt. Wen das mehr interessiert, dem sei der preisgekrönte Dokumantarfilm „Kaufen für die Müllhalde“ von der Regisseurin Cosima Dannoritzer empfohlen.

Keine weiteren Schadstoffe

Zur Isolierung werden Plastikteile verwendet. Viel Alternativen zum Isolieren hat man ja auch nicht und wer verbrennt sich gerne? Beim Wasserkessel/Kochtopf mit Deckel braucht man das nicht zwingend. Man kann einfach einen schon vorhandenen Topflappen oder Topfhandschuh oder Handtuch verwenden. Damit umgeht man potenziell austretende Schadstoffe. Nehmen wir als eines der Beispiele BPA. Das wird bei Epoxidharzen (Beschichtung von Metallen) oder Polycarbonat (daraus ist oft das Sichtfenster für die Füllstandanzeigen) eingesetzt. Auch die Deklaration BPA-frei hilft nicht weiter. Studien belegen, dass die Ersatzstoffe wie Bisphenol-S genauso auf das Hormonsystem wirken, was Unfruchtbarkeit, Fettleibigkeit, verfrühte Pubertät, Krebs etc. auslösen kann.

Emaills Wasserkessel auf einem Induktionsherd

Bei uns hat sich der altbackene Wasserkessel bzw. Kochtopf mit Deckel angeboten, da wir wie gesagt ohnehin einen Induktionsherd haben. Das hat aber nicht jeder.

Könnte sich es trotzdem lohnen? Möglicherweise ja. Der Grund:

Beim Vergleich Wasserkocher versus Kochtopf wird Folgendes komplett außer acht gelassen:

  • die Herstellung des Elektrogeräts angefangen bei der Gewinnung und Herstellung der einzelnen Komponenten (Metalle, Plastik etc.) bishin zu Produktion, der dadurch entstehende Energieverbrauch, der Verbrauch von Wasser, ethische- und Umweltprobleme etc.

  • das Recycling bzw. die Entsorgung und die damit verbundenen Probleme (siehe oben)

  • Langlebigkeit eines Topfes/Wasserkessels im Vergleich zum Wasserkocher

Ein Herd und ein Topf mit Deckel hat fast jeder Haushalt in Deutschland ohnehin und muss somit nicht neu angeschafft werden. Desweiteren spielt auch noch in die Überlegung mit hinein, wie oft man einen Wasserkocher in Gebrauch hat.

Bei uns ist der Wasserkessel täglich im Gebrauch und wir haben eh einen Induktionsherd. Damit ist der Fall klar. Schwerer ist die Entscheidung, wenn man keinen Induktionsherd hat.

Interessant ist dabei übrigens, dass z.B. bei der Studie vom Ökoinstitut angeführt wird, dass ein Gasherd mit Topf sehr wohl eine Alternative zum Wasserkocher ist. Da aber 79% der Haushalte laut derzeitigen Daten einen Elektroherd haben, lässt man diese Möglichkeit außen vor. Es wird aber in den Medien öffentlich so dargestellt, dass der Wasserkocher immer die beste Alternative wäre und es wird geflissentlich unter den Tisch gekehrt, dass das für rund ein Fünftel der Haushalte nicht stimmt.

Edit 27.4.2019 Falls jemand von Euch sich überlegen sollte einen neuen Wasserkocher anzuschaffen, dann gibt es mittlerweile auch (nahezu) plastikfreie elektrische Wasserkocher im Handel. Da haben ein paar Produzenten (z.B. Ottoni fabbrica) nachgezogen und ich denke, das wird in nächster Zeit auch mehr in diese Richtung gehen. Das hat folgenden aktuellen Hintergrund: man hat herausgefunden, dass ein plastikhaltiger, elektrischer Wasserkocher Mikroplastik an das Wasser abgibt. Und zwar bis zu 30.000 Teilchen. Und wenn man bedenkt, dass wir Mikroplastik aktuell nicht mehr aus dem Wasser herausfiltern können, dass es zudem aufgrund der Oberfläche ein Schadstoffmagnet sein kann oder direkt Schadstoffe enthält und dass wir es aufnehmen (unter 1 Mikrometer kann Mikroplastik im Körper aufgenommen und dort ab einer gewissen Menge Entzündungen und auch Krebs auslösen), dann wäre es bei einem Neukauf ratsam auf möglichst wenig Plastik beim elektrischen Wasserkocher zu achten. Es gibt mittlerweile nahezu plastikfreie Wasserkocher, bei denen zumindest der heiße Wasserdampf nicht mit Kunststoff in Berührung kommt. Kabelummantelungen dagegen sind halt immer aus Plastik, aber die sollten in der Regel nicht für den übermäßigen Eintrag an kleinen Plastikteilchen ins Wasser sorgen .

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