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Zero Waste an Fasching & Halloween - Verkleidung & Kostüme müssen sein

Faschingskostüme und die R-Regeln von Zero Waste

Kind in einem grünem Dachenkostüm

Unsere Kinder verkleiden sich eigentlich das ganze Jahr über. Nach Fasching ist vor Fasching, Halloween, Rollenspiele, Mottoparties oder Theaterstücke im Kinderzimmer. Sie haben eine Verkleidungskiste mit diversen Sachen drin: Hüte, Schwert, Schleier, peinliche und extravagante, ausrangierte Klamotten von Verwandten (sind eigentlich die besten) und auch „fertige“ Faschingskostüme. Aber genau bei den „fertigen" Faschingskostümen liegt die Krux: Sie bestehen normalerweise aus Polyester, Polyamid oder anderen Kunststoffen, die bei jedem Waschgang Mikroplastik absondern. Und das ist eigentlich etwas, was wir vermeiden wollen, denn noch bekommt man sie nicht zu 100% aus dem Wasser heraus und die herausgefilterten Teilchen können durch Klärschlamm auch wieder auf unseren Feldern landen. Wir haben uns nun aber dafür entschieden. Tatsächlich. Ich weiß, das wundert sicher einige. Anhand dieses Beispiels möchte ich Euch zeigen, wie wir mit den R-Regeln dabei zu dieser Entscheidung gekommen sind. Die insgesamt 6 R-Regeln sind eine Hilfestellung für die Mülldiät (mehr)

Refuse: Fasching ablehnen? Das Einfachste wäre, Fasching einfach abzulehnen. Fasching ist gestorben. Yuhuu! Als Faschingsmuffel würde das einem leicht fallen, Verkleidungsfans, wie meinen Kindern, nicht. In Schule und Kindergarten wird schon auf Fasching hingefiebert, es gibt Musik, Party, Spiele und viele Freunde, die das mit einem feiern. Sie kämen sich ausgeschlossen vor, wenn Fasching ausfallen würde. Wenn man das unterbinden würde aufgrund der Müllvermeidung oder Konsumreduzierung, dann kann es auch sein, dass sie die Müllvermeidung als eine Bürde und etwas Negatives abspeichern und man kann darauf warten, bis sie rebellieren und nicht mehr mitmachen. Wichtig: Das heißt nicht im Umkehrschluss, dass ich alles für die Kinder an Spielsachen etc. kaufe, was sie wollen, nur damit sie dazugehören. Ganz bestimmt nicht! Hier bei Fasching ist es ein Sonderfall, weil das gleichzeitig eine gesellschaftliche Tradition ist. Also war Fasching „ablehnen“, (refuse – die erste Regel bei Zero Waste) in dem Fall nicht zielführend.

Refuse: Faschingskostüme aus Kunststoff ablehnen Aber man könnte ja auch Kunststoff als Material in den Kostümen ablehnen…. Das war nur nicht ganz so einfach. Die Faschingskostüme sind in der Regel alle aus Kunststoff gefertigt. Da muss man schon Glück haben, um an etwas anderes zu kommen. Und warum ist es aus Kunststoff? Weil es billig sein muss. Viele brauchen jedes Jahr ein anderes Kostüm, weil die Kinder rauswachsen, sie ab oder zunehmen oder weil die Party unter einem anderen Motto steht oder nur rein als Abwechslung. Andere wollen für die zwei, drei Stunden Tragen nicht viel Geld ausgeben. Das ist das, was der durchschnittliche Verbraucher will und daran orientiert sich auch die Industrie. Und noch ein Grund spielt mit hinein: Da Klamotten, wozu ja auch Faschingskostüme zählen, mittlerweile zur Wegwerfware mutiert sind, kann der Bedarf aktuell nicht nur mit Naturfasern gedeckt werden. Der Bedarf weltweit ist einfach zu groß. Da wäre das Credo reduzieren.

Reduzieren: Einfach nicht verkleidet gehen? Damit wären wir bei der zweiten Regel von Zero Waste: Reduce – reduzieren. Um nur für mich zu sprechen: Theoretisch brauche ich gar keines: Ich bin weder Faschingsmuffel noch Fan und mir täte es auch nicht weh, Fasching ausfallen zu lassen. Ich habe ein Leinenkleid von einem Mittelaltermarkt vor mehr als 15 Jahren gekauft. Das passt noch. Zur Not, wenn der Kinderfasching mit Eltern ist und freie Kostümwahl, gehe ich als Burgfräulein Bö (Ritter Rost) oder als die Farbe schwarz (ziehe meine schwarze Hose und einen schwarzen Pulli an und schwärze das Gesicht mit einer Mischung aus Kohle und Sheabutter, fast schwarze Haare habe ich) auf eine Mottoparty. Das passt nämlich immer. Wenn man mich fragt, als was ich gehe, dann sag ich: „Ich bin dein Schatten.“ Und damit ist mein Kostüm immer passend für jede Mottoparty. So einfach geht das ?. Da hab ich kein Kunststoff, kaum Konsum etc. Wer hätte es gedacht? Die Kinder finden das nicht so einfach: Erstens wachsen sie und brauchen spätestens alle zwei Jahre ein größeres Kostüm. Und zweitens sind in dem Alter jedes Jahr Veranstaltungen, die schon fast Pflicht sind. (Wobei es meinen Kindern, ehrlich gesagt, viel Freude bereitet.) Aber im Kindergarten war bei meiner Tochter z.B. klar: Faschingsparty, jeder soll verkleidet kommen, Thema: Unterwasserwelt. Es wird dann auch erwartet, dass man das umsetzt: Es gibt für jedes Thema für nahezu alle Größen ein Faschingskostüm, zur Not second hand oder Selbermachen.

Selbermachen?

kleines Kind sitzt am Klavier in einem lila Milka-Kuh-Kostüm und einem riesigem schwarzen Hut, der komplett den Kopf verdeckt

Stichwort Selbermachen: Relativ einfach hätte ich ein Geisterkostüm aus einem Laken machen können. Das hatte ich für den Zweck sogar schon parat. Aber erstens passte es dieses Jahr nicht zum Motto und zweitens wollte partout keiner der drei als Geist gehen. Die Verkleidungskiste gab auch nicht das richtige her: entweder zu klein oder zu groß. Wir haben da Kleider, Hüte oder Schürzen von Oma oder der Uri drin, aber die sind eigentlich zu groß und sind zum Spielen für ein Theaterstück im Kinderzimmer oder Ähnliches geeignet. Für ein anderes Kostüm hätte ich passenden Stoff, der nicht aus Kunststoff besteht, kaufen müssen. Das wiederum heißt: es wird neu produziert, Ressourcen werden verbraucht, Pestizide und teilweise giftige Farben eingesetzt und quer durch die Welt verschickt.

Ich entscheide mich deshalb für die dritte Regel: Reusing - weiterverwenden.

Die Kids bekamen also ein Kostüm (reduzieren – zweite R-Regel) und das second hand (Reusing: wiederverwenden – dritte R-Regel). Leider nicht ohne Kunststoff, aber der ökologische Fußabdruck ist sicherlich besser, als wenn es komplett neu produziert worden wäre. Ob ich wirklich Mikroplastik, das in der Umwelt gelandet wäre, eingespart hätte, wenn ich neu einen Baumwollstoff gekauft hätte, weiß ich nicht sicher. Denn der Transport wäre dazu gekommen, was per LKW und Auto nun mal den Haupteintrag an Mikroplastik in der Umwelt ausmacht und was an versteckter Verpackung, die nicht beim Verbraucher ankommt, dazu gekommen wäre, weiß ich nicht. Das Ende vom Lied: ich habe die Kostüme möglichst regional (kurze Transportstrecken) second hand gekauft. Leihen wäre übrigens auch noch eine Option. Leider ist der nächste Kostümverleih für Kinder zu weit weg. Aber vielleicht habt ihr die Möglichkeit? Gleichzeitig ist auch meine Konsequenz: Ich gebe zu klein gewordene Kostüme weiter, damit sie wieder genutzt werden können und nicht neu produziert werden müssen. Entweder direkt an Bekannte und Freunde oder ich stelle sie in ein Portal ein wie die regionale Tausch- und Schenkbörse oder die Kleinanzeigen. Und falls mal eines der Kinder doch mal als Geist gehen möchte und herauswachsen sollte, werde ich auch das Kostüm sicher wieder weitergeben und dann ist auch mal eines der wenigen im Umlauf, die ohne Kunststoff auskommen.

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