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Unverpackt Einkaufen - ist das erlaubt?

Trau Dich! Der erste Schritt zum verpackungslosen Einkaufen

Tatsächlich, das ist der erste Schritt: Sich trauen! Nicht die Einkaufsliste, der Essensplan, die Taschen oder Behälter mitnehmen, sondern das „Sich-Trauen.“

Einige haben uns angeschrieben: Kamen da keine doofen Kommentare? Oder wir bekommen Fragen von Menschen aus unserem Landkreis, ob man in diesem oder jenem Geschäft auch offen einkaufen kann. Sie würden sich nicht trauen zu fragen. Ob das anfangs bei uns auch so war?

Und ganz ehrlich: So ist es uns auch gegangen und so geht es nicht nur schüchternen Menschen.

Früher war es ja gang und gebe zum Bäcker mit seiner eigenen Stofftasche zu gehen, heutzutage bekommt man alles schon eingepackt. Aber ein Trend zur unverpackt ist schon wieder zu erkennen: manche Supermärkte verkaufen wiederverwendbare Stofftaschen. Diese kann man dann statt der kleinen Knotenbeutel für Gemüse auch die nächsten Male nutzen. Letztens sah ich in einem Biosupermarktkette eine Papiertüte mit der Aufschrift: "Brauchst Du mich wirklich? Du kannst Dein Obst und Gemüse gerne auch lose an die Kasse bringen und dann in deine Tasche legen". (Quelle basic) Auch das wäre eine Möglichkeit. Trotzdem muss man sich erst einmal trauen, wenn man der einzige Mensch im Laden ist, der das tut.

Aber was soll passieren, außer dass es heißt: Nein, bei uns ist das nicht möglich. Wenn tatsächlich vom Verkäufer:innen auf so eine Nachfrage pampig geantwortet wird, sollte man sich schon fragen, ob man da weiter einkaufen möchte. Es ist ja keine „Ungeheuerlichkeit“ nach der man da gefragt hat, mit der Verkäufer:innen mit halben Fuß im Gefängnis steht. Ganz und gar nicht.

Es gab im Kundenmagazin der Bioläden „Schrot und Korn“ in der Septemberausgabe 2014 dazu einen empfehlenswerten Artikel. Darin hat Andreas Tief, der Pressesprecher vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, klar gemacht:

„Es gibt keine Rechtsvorschrift, die es untersagt, mit der eigenen Verpackung einkaufen zu gehen. Es ist also nicht verboten.“

Des weiteren gäbe es in Deutschland nur eine Leitlinie in der Hygieneverordnung zum Thema mitgebrachte Verpackungen und die stamme vom Fleischerverband. Auch hier sind mitgebrachte Gefäße nicht verboten:

„Das Mitbringen von gespülten, optisch reinen Gefäßen und Behältnissen ist aus lebensmittelhygienischer Sicht vertretbar.“ Sie sollen „auf dem Thekenaufsatz verbleiben oder auf eine Papierunterlage gestellt werden.“

Als wir damals mit dem Projekt „Zero Waste Familie“ gestartet sind, haben wir auch noch Folgendes gefunden:

§1 der Verpackungsverordnung Verpack V "Verpackungsabfälle sind in erster Linie zu vermeiden. Im Übrigen wird der Wiederverwendung von Verpackungen, der stofflichen Verwertung sowie den anderen Formen der Verwertung Vorrang vor der Beseitigung von Verpackungsabfällen eingeräumt. "

Folglich sind wir sogar gesetzlich angehalten, Verpackungsabfälle zu meiden.

Und im Endeffekt habt ihr damit schon einige Argumente für den verpackungsfreien Einkauf gefunden.

Hier noch ein paar Tricks für den Anfang:

In kleinen Geschäften ist der Kontakt oft noch persönlicher als in Ketten. Außerdem sind sie meist mehr um jeden einzelnen Kunden bemüht und gehen auf ihn ein. Die Verpackung müssen die Betreiber aus eigener Tasche bezahlen und sind froh, diesen nicht bezahlen zu müssen. Anders ist das bei großen Ketten. Da hat das Personal kaum Einblicke in Ausgaben für die Anschaffung der Verpackung. Auch wenn Mitarbeiter unsicher sind, ob sie die Box annehmen dürfen, haben sie in kleinen Geschäften meist gleich den Chef oder die Chefin zur Hand, um zu nachzufragen, statt vorsichtshalber abzulehnen.

Es hilft auch in das Geschäft reinzugehen, wie selbstverständlich die Box auf die Ladentheke zu stellen, den Blick gleich auf die Ware zu senken und die Bestellung aufzugeben. Durch diese Selbstverständlichkeitshaltung entsteht der Eindruck als hätte man so schon häufiger eingekauft und es kommen seltener Fragen.

Mittlerweile haben wir aber den Eindruck, dass die Geschäftsinhaber mutiger werden. Vielleicht machen die zahlreichen „unverpackt“ - Läden, die im vergangenen Jahr aufgemacht haben oder dieses Jahr noch aufmachen werden, den ausschlaggebenden Faktor. Es kann ja nicht verboten sein, wenn die „unverpackt“ - Läden mit so einem Konzept an den Start gehen. Es ist auch nicht verboten, sondern sogar gewünscht!!! Der Lebensmittelverband Deutschland hat klare Richtlinien für kundeneigene Gefäße für Lebensmittel entwickelt. Ob an der Frischetheke oder Coffee-to-go. Die Merkblätter dazu können sich Geschäft oder auch ihr hier auf der Homepage des Lebensmittelverbandes herunterladen. Wenn ein Geschäft nicht sicher ist, ob es erlaubt ist, könnt Ihr Ihnen das Merkblatt vorlegen oder den Link weiterschicken. Dann haben sie es von offizieller Seite.

In unserem Landkreis scheint sich auch langsam etwas zu tun.

Die Schokolaterie, in der wir Pralinen und Schokobruch offen kaufen, wiegt die Leckereien nicht mehr auf einem Tablett ab und gibt sie uns dann über den Ladentresen, sondern stellt mittlerweile die sauberen! Gläser direkt auf die Waage und füllt darin ein.

Die Chefin des Ladens sagte zum Papa unserer Familie, dass sie das schon vor Wochen so angewiesen habe.

Auch in der Apotheke ist es gang und gebe, dass wir die Tees „aufs Gramm genau“ in unsere mitgebrachten Gläser abgefüllt bekommen. Im Teeladen sowieso.

Auch die Inhaberin des Gewürzladens, in dem wir anfangs einkauften, erzählte, dass mittlerweile einige ihre eigenen Behälter mitnehmen. 2014 waren wir laut der Verkäuferin die ersten, die danach gefragt haben.

Unser Stammbioladen hat seine Frischetheke sogar umgestellt: mitgebrachte Gefäße sind ausdrücklich erwünscht. Vergessen? Kein Thema: Für 50 Cent kann man eines erwerben. Das Gemüse kommt in mitgebrachte Säckchen. Hat man das Gewicht zuhause nicht darauf geschrieben, eingestickt oder weiß es auswendig, haben, die Verkäuferinnen eine Liste mit Ungefähr-Gewichten für diverse Taschen, so dass sie an der Kasse ohne Aufkleber und vorheriges Wiegen abkassieren können.

Auch im Kaufland beim Einkauf bekamen wir nur positives Feedback auf unsere mitgebrachten Taschen, in die wir das Gemüse eingepackt haben. Und im Internet kursiert sogar ein Scan einer Mitarbeiter - Anweisung, dass diese an der Frischetheke den Kunden die Ware in mitgebrachte Gefäße füllen soll, wenn diese auf die Theke gestellt werden. Sie können es ja mal ausprobieren!

Sogar Lidl lässt einen die offenen Nüsse in mitgebrachte Säckchen abfüllen oder das wenige offene Gemüse. Alles schon ausprobiert von uns und einigen Bloglesern. Auch große Ketten wie REWE und einige EDEKA-Läden machen mit und lassen kundeneigenen Mehrweg zu. Fragt einfach nach. Das ist von Filiale zu Filiale unterschiedlich. Wir haben auch zwei EDEKAs in der Gegend, die sich strikt weigern, dagegen hat eine andere Filiale im Landkreis sogar eine Abfüllbar errichtet.

Wir können nur sagen: Trau dich! Für Bayern hat das bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit eine Stellungsnnahme auf ihrer Internetseite veröffentlicht. Und hier findet Ihr das offizielle Merkblatt (Stand Dezember 2018) zum Download und Aushang: Download Merkblatt hygienisches Befüllen mitgebrachter kundeneigner Behältnisse Wie geht das unverpackte Einkaufen dann? Ihr gebt Euer sauberes Gefäß oder Tasche auf die Ladentheke. Sehr oft steht da ein Tablett dafür bereit. Das hat den Vorteil, dass das Behältnis der Kund:inn:en nicht mit dem Bereich hinter der Theke direkt in Berührung kommt. Diese Tabletts sind zudem leicht zu reinigen und bestehen meist aus Plastik oder Edelstahl. Habt Ihr ein Gefäß mit Deckel dabei, nehmt zunächst den Deckel ab und lasst ihn bei Euch. Habt ihr beispielsweise ein Bügelglas dabei, dann geht das Deckeln abnehmen natürlich nicht, aber Ihr könnt ihn aufmachen. Es heißt, der Verkäufer/die Verkäuferin solle so wenig wie möglich und nur so viel wie nötig Kontakt zum mitgebrachten Gefäß haben. Mit dem Deckel abnehmen oder öffnen erleichtert man dies im eigenen Interesse. Dann wird das Gefäß gewogen und mit der Tarafunktion das Gewicht abgezogen, so dass Ihr tatsächlich auch nur das bezahlt, was ihr kauft. Die Verkäuferin/der Verkäufer füllt dann in Euer Gefäß ab und stellt es wieder mit Tablett auf die Theke. Nun könnt Ihr Euer Behältnis wieder nehmen, verschließen und ihr bekommt in der Regel den Bon mit. In der Bäckerei wird es meist so gemacht, dass Ihr Euren Beutel über der Theke so geöffnet hinhaltet, dass die Verkäufer:innen Euch das Brot und Gebäck direkt in Eure Tasche geben kann. Manche Bäckereien nehmen auch direkt die Tasche mit hinter. Das ist sehr unterschiedlich. Kauft Ihr Kuchen ein, dann wird meist die Kuchenform und ein anderes passendes Behältnis auf die Theke gestellt. Hier dazu auch ein Video vom Lebensmittelverband Deutschland:

Das ist auch für Take Away- Essen, also Mahlzeiten zum Mitnehmen erlaubt. Dazu gibt es die Kampagne "Essen in Mehrweg", unterstützt vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Also auch wieder von oberster und offizieller Seite. Mehr zu der Kampagne könnt Ihr unter www.essenimmehrweg.de finden. Dort findet Ihr auch eine Stellungnahme, dass auch in Coronazeiten kundeneigene Behältnisse den Hygienestandards entsprechen können und angenommen werden dürfen. Dort heißt es:

"Mehrweg auch in Corona Zeit erlaubt Das Befüllen von mitgebrachten Mehrweggefäßen der Kundschaft ist auch während der Corona-Krise weiterhin erlaubt. Wichtig ist, dass bestimmte Regeln eingehalten werden. Der Lebensmittelverband Deutschland weist in seinem Hygieneleitfanden auf die berücksichtigen Vorgaben hin. in unserem Merkblatt und unserer Abbildungsübersicht geben wir dem Verkaufspersonal konkrete Tipps für die einzelnen Arbeitsschritte."

Im Übrigen hat die EU für 2023 per Gesetz festgelegt, dass kundeneigene Mehrwegbehältnisse im Take Away - Bereich angenommen werden sollen oder ein eigenes Mehrwegsystem bereitgestellt werden muss. Wenn Ihr mehr zum neuen Verpackungsgesetz wissen wollt, dann schaut doch gerne noch unseren Blog- Artikel "Mehr Mehrweg - Mehr Kreislauf". Wenn Ihr noch Fragen habt oder berichten wollt, wie es Euch beim unverpackten Einkaufen ergangen ist, dann schreibt mir gerne in die Kommentare! Oder direkt über Kontakt.

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