- warum ich in die Höhe gärtnere -
Ich mag einen Balkon gerne grün, summend und essbar. Als ich endlich selbst einen Balkon hatte, kamen nach und nach Balkonkästen und Töpfe dazu. Es wurden immer mehr Pflanzen, dafür immer weniger Platz auf dem Balkon.
Ein paar Wildblumen für die Insekten hier, Kräuter und Erdbeeren im Balkonkasten da, so wie Tomaten und Bohnen im Topf - und die ersten Experimente mit Wintersalaten liefen. Je wärmer es wurde, desto aufwendiger auch das Gießen.
Die kleinen Töpfe erhitzen sich sehr schnell und trockneten zügig aus. Das sorgte für Hitzestress bei den Pflanzen. Die Folge: mein Grünzeug wuchs knusprig und ab Juli ein bisschen Frust bei mir.
Aus diesem Grund suchte ich nach Alternativen und fand Vertikalbeete mit einem durchgehenden Erdkörper.
Das sieht so aus: Vorne in die Tassen setzt man die Pflanzen hinein. Anders als beim Balkonkasten sind die aber nicht einzeln mit einem Boden abgetrennt, sondern können sich nach hinten zur Wand nach oben und unten ausbreiten.
Ein durchgehender Erdkörper sorgt also dafür, dass genug Wurzelvolumen für größere
Pflanzen wie Tomaten oder Himbeeren vorhanden ist und dass die Erde dadurch nicht zu schnell austrocknet. In den oberen Etagen hatte ich Tomaten, Paprika, Karotten und Gurken eingepflanzt, in den unteren Tassen dagegen meist Kräuter, Erdbeeren, Salate oder Radieschen. Sprich: alles, was kleiner und nicht so hoch wächst. Interessanterweise funktionierte aber sogar ein Rosenkohl in den Tassen. Die Wurzeln suchten sich schon ihren Weg nach hinten.
Ein automatisches Bewässerungssystem spart Wasser, Arbeit und Zeit
Noch dazu entschied ich mich für ein Bewässerungssystem. Wir haben dazu eine als Sitztruhe getarnte Regentonne an die Beete angeschlossen.
Die Vertikalbeete bekommen nun tröpfenweise direkt an den Wurzeln Wasser und das ohne Wasseranschluss am Balkon. Ich muss also nicht mehr jeden Tag gießen. Die automatische Bewässerung übernimmt das komplett. Somit könnte ich sogar zu den besten Gießzeiten bewässern, ohne in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett zu fallen. Denn in Zeiten der Wasserknappheit sollte man noch deutlich vor Sonnenaufgang zur Gießkanne greifen. Damit kommt mehr Feuchtigkeit bei den Wurzeln an und weniger verdunstet.
Als Beispiel: Meine Truhe versorgt im Hochsommer drei Vertikalbeete mit Regenwasser. Sie stehen ab späten Vormittag in praller Sonne und sind dem Wind komplett ausgeliefert, was noch mehr austrocknet. Sie werden zwei mal am Tag durch die Tröpfchenbewässerung gegossen. Das heißt, ich fülle genau nach einer Woche nach. Dadurch gedeihen die Pflanzen deutlich besser, weil sie nie austrocknen und man spart Wasser. Das Wasser kommt direkt dort an, wo es gebraucht wird. Durch die regelmäßige Befeuchtung trocknet die Erde auch nie komplett stark aus und kann damit besser Wasser aufnehmen. Ihr kennt das ja vielleicht, dass eine extrem trockene Erde kaum Wasser aufnimmt und stattdessen nur alles davon schwimmt. Man sollte die Erde also nie komplett für einen längeren Zeitraum austrocknen lassen. Erde kann trocken sein, aber staubig trocken ist schwierig. Das Bodenleben wird es euch danken.
Ein Vertikalgarten bietet mehr Platz für Pflanzen auf dem Balkon oder an der Hausmauer
Ein weiterer Vorteil eines Vertikalbeetes mit durchgehenden Erdkörper: ich bringe nun deutlich mehr Pflanzen auf dem Balkon unter und habe trotzdem mehr Platz zum Sitzen oder Wäschetrocknen, da man ja in die Höhe gärtnert. Ohnehin ist es vernünftig solche Vertikalbeete mit vielen Pflanzen richtig dicht zu bestücken. Dann kann der Wind die Erde nicht zu stark austrocknen und des weiteren schützen die Blätter die Erde vor Austrocknung. Nur in den oberen Etagen habe ich zum Teil noch etwas gemulcht. Das versuche ich dieses Jahr auch zu vermeiden. Die Tomaten werde ich noch mit Buschbohnen unterpflanzen. Zuerst habe ich wirklich unterschätzt, wie viele Pflanzen man da hineinbekommt und so hatte ich nicht genug und musste nachsäen bzw. Pflänzchen kaufen.
Pflanzvorsprung von mehreren Wochen
Ein Wandbeet hat auch im Winter Vorteile. Durch die Abwärme des Hauses und das größere Erdvolumen im Vergleich zu einem Balkonkasten oder Topf gediehen meine Wintersalate schneller und prächtiger. Im Frühjahr und Herbst hatten die Gemüsepflanzen dadurch einen Wachstumsvorteil von mindestens 2 Wochen. Ich habe das mit einer Kapuzinerkresse im Herbst dokumentiert.
Wandbegrünung spart Energie
Und noch ein Vorteil im Winter: Das Wandbeet steht ca. 5 Zentimeter von der Wand entfernt, damit die Luft zirkulieren kann. Trotzallem kühlt die Temperatur zwischen Wand und Beet nicht so stark herab, wie die der Luft. Somit dient es gewissermaßen als Isolation bzw. kann in größerem Stil auch als Wanddämmung dienen. Nicht nur im Winter hat eine Wandbegrünung Vorteile als Isolation, sondern auch im Sommer. Die Beete schützen die Wände vor dem Aufheizen durch die Sonne. Dadurch bleibt es innen kühler. Die Technische Universität Darmstadt hat 2016 in ihrem Gutachten zur Fassadenbegrünung gezeigt, dass Wandbegrünungen, gerade auch im größerem Stil in Zeiten des Klimawandels Sinn machen. Die Temperatur zwischen Wand und Beet fällt im Sommer bis zu 7 Grad Celsius geringer aus.
Besseres Kleinklima und Wohlfühloase Aber meine Familie und ich bilden uns auch ein, dass man es im Sommer etwas besser auf dem Balkon aushalten konnte. Manchmal war es so heiß, dass man sich am liebsten gar nicht darauf aufgehalten hat. Eine Begrünung sorgt eben auch für ein angenehmeres Kleinklima auf dem Balkon. Ich denke, das können einige Balkon- oder Terrassengärtner:innen unter Euch bestätigen. Abgesehen davon zeigen Studien auch, dass man sich im Grünen wohler fühlt und leichter Stress abbaut. Und wenn man dann davon auch noch Naschen kann, sogar im Winter, dann bringt das auch ganz viel Freude.
Wenn Ihr mehr zu dem Thema wissen wollt z.B.
welche Salate sich für den Winter eignen
welche Erde man am besten benutzt
wie man bepflanzt (ja, da gibt es ein paar Sachen zu beachten) oder
wie so ein Beet aufgebaut wird
oder eine ganz andere Frage dazu.
Dann lasst es mich gerne wissen. Schreibt mir in die Kommentare, über Kontakt oder auf Social Media wie Facebook und Instagram.
P.S. Die Beete habe ich mir übrigens selbst gekauft. Es gibt aber auch Bausätze und man kann sie mit handwerklichem Geschick auch selbst kreieren.
Hier findet ihr übrigens noch ein Update: Wie die Vertikalbeete im April aussahen und zwar im Vergleich zur Himmelsrichtung.
Wenn Euch der Beitrag gefallen hat, dann teilt ihn doch gerne! Sharing is caring!
Wenn ihr keine praktischen Zero Waste Tipps mehr verpassen wollt, könnt ihr euch bei meinem kostenlosen Newsletter anmelden. Hier bekommt ihr ausschließlich Blognews zugeschickt.
Comments