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Ab 2025: kaputte Kleidung darf nicht mehr in den Restmüll - sie muss in den Altkleidercontainer.

Kinderbeine in einer rosa Strumphose, die bemalt ist und an den Zehen große Löcher hat. Darauf der Schriftzug "Ab 2025  verboten - Kaputte Kleidung darf nicht mehr in den Restmüll"!

Wie bitte?

Wohin soll kaputte Kleidung denn sonst?

Altkleidercontainer bayerisches rotes Kreuz und Malteser

In den Altkleider-Container!!


Und warum?

Ab dem 1. Januar 2025 müssen alle Textilien getrennt vom Restmüll gesammelt werden (Getrenntsammlungspflicht gemäß Novelle des Kreislaufwirtschaftsgesetzes der EU).

Mit der neuen Abfallrahmenrichtlinie legt die EU die Voraussetzung für das Recycling von Textilien.

Aktuell werden Klamotten oder Bettwäsche verbrannt oder in manchen Ländern auch deponiert.

Der Textilmüll wird oft ins Ausland exportiert. 

Dort haben viele Länder aber gar nicht die Infrastruktur dafür.

Sie landen daher teilweise illegal auf Deponien und schaden so der Umwelt und Gesundheit.

Mülldeponie

Was soll jetzt in den Altkleidercontainer?

Uns wurde bis dato ja immer eingebläut:


"Nur gute und tragbare Klamotten dürfen in den Altkleidercontainer!"


Das war früher. Jetzt stimmt:

  • Alle Textilien sollen in den Altkleidercontainer z.B. Kleidung, Handtücher, Bettlaken

  • auch wenn sie ausgeleiert sind

  • wenn sie Flecken haben

  • wenn sie Löcher haben.


Gibt es Strafen?

Männchen sitzt im Gefängnis und hält sich an Gittern fest - Illustration

Wenn man die Klamotten trotzdem in die Restmülltonne wirft, 

hat das Konsequenzen?

Das ist noch nicht endgültig geklärt. 

Es wird sich aber in den nächsten Wochen zeigen, wie das gehandhabt wird.

Was klar ist: 

Du kommst nicht gleich ins Gefängnis.


Mann in schwarz gekleidet, sitzt auf einer Mülltonne und schaut bedröppelt drein

Aber es könnte sein, dass man deine Mülltonne nicht mitnimmt und du auf deinem Müll sitzen bleibst. 

Auch könnten Kommunen Kontrollen durchführen. 

Wenn Du erwischt wirst, wäre auch ein Bußgeld denkbar.

Das können die Kommunen selbst festlegen und dich theoretisch mehrere hundert Euro kosten. 



Was passiert mit verschmutzten Textilien?


Illustration: Pullover und graue Jeans mit Flecken

Das ist auch noch nicht klar geregelt in Deutschland. Es wird aber bestimmt bald noch kommen.

Es wäre denkbar, dass sich die Deutschen an Österreich orientieren. 

Die sagen: "Verschmutze Kleidung gehört in den Restmüll.”

Das ist auch die einzig vernünftige Lösung und wird meiner Meinung auch mit ziemlicher Sicherheit so kommen.


Mit "verschmutzten Klamotten" ist übrigens nicht ein kleiner Fleck auf der weißen Bluse gemeint. 

Dabei geht es wirklich um Kontaminationen z.B. Chemikalien, Farben und Lacke, Blut, Schimmel oder Motten.


Ausnahmen wie z.B. spezielle Arbeitskleidung

Es wird Ausnahmen für spezielle Arbeitskleidung geben z.B. für die Feuerwehr. Da diese speziell behandelt wird, damit sie nicht schnell brennt und besonders robust ist, ist sie nicht fürs Recycling geeignet.

Einrichtungen mit speziellen Arbeitsklamotten sind angehalten eigene Recyclingcontainer aufzustellen bzw. ein Recyclingunternehmen zu beauftragen.

Ausnahmen gibt es übrigens auch bei Teppichen oder Fußmatten z.B. aus Autos. Sie sind oft mit Flammschutzmitteln behandelt bzw. sind sie speziell für das Auto hergestellt worden, beinhalten sie sie sogar auf jeden Fall. Diese sind nicht geeignet direkt auf der Haut getragen zu werden.

Auch enthalten manche Teppiche Per- und Polyfluorierte Alkylsubstanzen, kurz PFAs - das sind gesundheitsschädliche Ewigkeitschemikalien, für die die EU vielleicht schon nächstes Jahr ein Verbot auf den Weg bringen wird.

Vermutlich wird Gleiches für Markisen oder Regenschirme gelten. Damit sie wasser- und schmutzbeständig sind, werden sie i.d.R. (noch) mit PFAs behandelt.

Auch Dienstbekleidung der Polizei musste bislang im Restmüll ohne "Hoheitsabzeichen" entsorgt werden. Sie können nun auch ohne "Hoheitsabzeichen" in die Altkleidersammlung. Sonderbekleidungen der Polizei gehen an den Staat zurück.

Sobald es eine komplette Auflistung geben sollte, werde ich sie euch hier an der Stelle verlinken.


Macht das überhaupt Sinn?


Die Technik für das Recycling von Textilien ist noch nicht so gut ausgereift..

Polyester lässt sich z.B. sehr schwer recyceln und ist aktuell unwirtschaftlich.

Dagegen gibt es für Baumwolle und Wolle schon heute gute Recyclingtechniken. Die sollen ausgeweitet und verbessert werden.


Mit der neuen Regelung hat die EU die Grundlage gelegt, dass Recycling überhaupt möglich ist. Jetzt werden alle Textilien getrennt von anderen Müllsorten eingesammelt. Damit beugt man Verunreinigungen vor, was die Grundvoraussetzung für Recycling darstellt. Schließlich kann man nicht alle Chemikalien wieder aus den Textilien entfernen oder es wäre nicht sinnvoll oder wirtschaftlich.

Außerdem haben Recyclingbetriebe mit der neuen Regelung nun viel Material zur Verfügung. Das sorgt zudem für günstigere Preise. So wird für Firmen das Recycling von Textilien überhaupt attraktiv.

In Deutschland haben wir schon jetzt eine Einsammlungsquote von 66%.

Das ist in einigen anderen Ländern der EU nicht so. Diese Staaten müssen nun erst einmal eine Infrastruktur aufbauen.

In Deutschland haben wir sie schon zum Großteil durch diverse Unternehmen.

Verantwortlich ist nach einem Beschluss des Bundesgerichtshofes der öffentliche Entsorgungsträger, also die Gemeinde, Stadt oder der Landkreis. Diese können nun Firmen beauftragen, wie sie es in den vergangenen Jahren auch schon getan haben. Oder auch selbst Container aufstellen.

Neu ist aber, dass nun auch kaputte Textilien angenommen werden müssen.

Die Betreiber der Altkleidersammlungen sortieren die guten Materialien aus und verkaufen sie weiter, zum Teil auch ins Ausland.

Kaputte Klamotten müssen bislang kostenpflichtig entsorgt werden. Deshalb haben sie auch immer gebeten, nur tragfähige Altkleider einzuwerfen.

Nun soll aber zukünftig noch die Möglichkeit des Recyclings als Einnahmequelle dazu kommen.

Das ist auch wichtig, denn die finanzielle Lage ist angespannt.

Das liegt mitunter daran, dass

  • die Klamotten immer schlechtere Qualität haben (minderwertige Materialien, nicht langlebig)

  • viele Leute verkaufen ihre gut erhaltenen Klamotten mittlerweile vermehrt selbst

  • Der Absatzmarkt im Ausland unterliegt oft starken Schwankungen und ist aktuell nicht sonderlich attraktiv

  • Die Transportkosten sind gestiegen (Maut, Benzin, Personal etc.)


In Zukunft sollen noch weitere Änderungen kommen.

Sie werden derzeit auf EU-Ebene diskutiert.

Die Hersteller der Textilien sollen sich nun auch finanziell an der Entsorgung beteiligen, wie schon bei Plastikverpackungen. (Erweiterte Herstellerverantwortung)

Damit würde mehr Geld für die Altkleidersammlungen zur Verfügung stehen.


Ökodesign: Außerdem sollen sie verpflichtet werden ihre Kleidung recycelbar herzustellen. Mischfasern z.B. Polyamid, Polyester mit Baumwolle gemischt sind schwer bis eigentlich nicht recycelbar.

Manchmal ergibt Recycling tatsächlich keinen Sinn,

  • weil das Material hinterher sehr schlecht ist und z.B. die recycelten Fäden zu schnell reißen.

  • Oder es wird so teuer, dass man hinterher keine Abnehmer findet.

  • Oder man braucht so viel Energie und Chemikalien, dass es umwelttechnisch mehr schadet als hilft.

Ergo: Nur weil etwas theoretisch recycelbar ist, ist es nicht umweltfreundlich. Deshalb sollen die Textilproduzenten dazu verpflichtet werden, ihre Textilien wirklich recycelbar herzustellen. Wann genau und wie das umgesetzt wird, ist noch nicht klar.

Interessiert euch das? Soll ich bei Neuigkeiten zu diesem Thema wieder berichten?

  • Ja, gerne

  • lieber andere Themen


Zero Waste = Kreislaufwirtschaft

Zusätzlich zielt die neue Richtlinie darauf ab, weniger Rohstoffe zu verwenden und verschwenden.

Denkt daran:

Für 1 kg Klamotten braucht man 1kg Chemikalien bei der Herstellung.

Weiterer Vorteil: Textilrecycling macht die EU unabhängiger von anderen Ländern.

Fakten zur Textilindustrie: Die Textilproduktion ist  für 20% der Frischwasserverschmutzung verantwortlich. Sie verbraucht zuden viel Wasser. Für einen Pullover sind 4400 Liter Wasser nötig. Bild: Fluss neben dem Müll und kaputte Schuhe und Klamotten liegen. Text2: Sie stößt so viel Treibhausgase aus, wie Flug- und Schiffsverkehr gemeinsam.. Bild 2. Flugzeug plus Schiff. text 3: 1% der Textilien werden in der EU recycelt. Unser Verbrauch von Textilien steht auf Platz 4, wenn um die Auswirkungen auf Umwelt und Klimawandel geht. Davor stehen nur noch Nahrung, Wohnen und Mobilität.

Nur, damit wir uns richtig verstehen:

Die neue Richtlinie ist keine Lösung für unser Fast Fashion Problem oder illegale Mülldeponien in anderen Ländern etc. Sie legt lediglich den Grundstein dafür, dass mehr Textilien eingesammelt werden - und zwar in der gesamten EU. Damit ist die Voraussetzung für das Recycling überhaupt gelegt.

Das ist das Ziel der neuen Richtlinie.

Natürlich muss noch mehr kommen. Ich habe es schon angesprochen.

Was genau kommt, wann es kommt, wie es umgesetzt wird - das wird die Zukunft zeigen.


Was ihr tun könnt:


Was haltet ihr von der neuen Regelung?

Was sollte Eurer Meinung nach bald passieren?

Wie handhabt ihr das mit den Textilien?

Habt ihr Fragen? Schreibt gerne in die Kommentare!


Update 11.1.2025: Es gibt Forderungen von Altkleidercontainerbetreibern an die Kommunen, dass sie empfehlen sollen, keine kaputten Klamotten einzuwerfen und alles beim alten zu lassen bis auf Widerruf. Sonst würde das Altkleidersystem ziemlich schnell zusammenbrechen. Grund ist u.A. die Finanzierung. Was ist denn nun mit der Getrenntsammlungspflicht? Wurden da ein paar Hausaufgaben nicht gemacht? Nächste Woche gibt es dazu einen Beitrag mit den Hintergründen.


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Je mehr Leute wissen, was man leicht umsetzen kann, desto mehr werden es auch tun!

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3 Comments


Tobias Claren
vor 5 Tagen

Was genau ist denn nun der Zweck? Was ist mit "Recycling" gemeint? Man hofft doch wohl nicht darauf mehr tragbare Kleidung zu sammeln? Es gibt schon Kommentare, da hat ein Rechter alles was er sonst entsorgt hätte aber noch tragbar ist zerschnitten bevor es in den Altkleider-Container kommt, damit es nicht die "Goldstücke" erhalten... Wenn Ich Kleidung entsorge, dann ist die nicht mehr tragbar.

Denn ich kaufe nur Ersatz, wenn absolut nötig. Das ist für mich eine lästige Sache, kein "Spaß". Und ich distanziere mich dabei auch davon, dass aus einem Gedanken von "Zero-Waste" etc. zu tun. Genau so wie ich nicht Abstinent bin oder Verzichte, nur weil ich keinen Alkohol trinke. Ich habe da keine Entschuldigung oder Weltanschauung dahinter. Das gleiche bei Kleidung. Wenn es aber dem Zweck dient…

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Stefanie Kießling
Stefanie Kießling
vor 4 Tagen
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Hallo Tobias,

dass Klamotten einkaufen eine echt lästige Sache ist, kann ich sehr gut nachvollziehen. Deshalb bin ich immer froh, wenn sie lange halten.

Zu deinen Fragen wie "Man hofft doch wohl nicht darauf mehr tragbare Kleidung zu sammeln?"

Denke nicht, dass das die Intention der EU war. Grund: die meisten EU-Länder haben kein Altkleidersystem wie wir hier in Deutschland. Die müssen nun erst einmal ein "Entsorgungssystem" errichten. Deshalb gehe ich nicht davon aus, dass man die Leute zwingen möchte diesen Unternehmen zwangsweise gute Klamotten zukommen zu lassen. Die Absatzmärkte sind deutlich schlechter geworden, seitdem dort auch Billigware aus China alles überschwemmt. Dadurch werden sie ihre Sachen immer schlechter los.

In Deutschland wurden wohl in den vergangenen Jahren 66% der…


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Anja
Dec 11, 2024

Coole Recherche! Vielen Dank dafür. Ich Versuche meine Klamotten solange es geht zu tragen.

Liebe Grüße Anja

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